Clare Killikelly, Michael Ramp, Andreas Maercker
Prolonged Grief Disorder (PGD) ist eine neue psychische Erkrankung, die mit ihrer Aufnahme in die ICD-11 anerkannt wurde.
Die trauerspezifischen Normen von Flüchtlingen oder Migranten aus Syrien wurde jedoch bislang nicht untersucht. Wir führen daher eine explorative qualitative Studie durch und befragten 10 Schlüsselpersonen, allesamt Flüchtlinge aus Syrien. Die Interviews hatten zwei Hauptziele: (1) Identifikation typischer Merkmale normaler oder klinisch auffälliger Trauer bei Flüchtlingen aus Syrien (2) Identifikation soziokultureller Barrieren bezüglich der Akzeptanz der PGD nach ICD-11.
In der qualitativen Analyse zeigten sich drei Themenbereiche. Diese führten zur Entwicklung eines neuen Trauermodells, das sich auf syrische Flüchtlinge bezieht. Als zentrale kulturspezifisch relevante Symptome zeigten sich „emotionale Ausbrüche“ und „Erleben von Sinnlosigkeit, Lebensüberdruss“. Das Thema „Flüchtlingserfahrung“ mit den Unterthemen wie „Verlust der Heimat“, „Fehlen eines sozialen Netzwerks“ und „uneindeutige Verluste“ erwiesen sich als potenzielle Prädiktoren für den Schweregrad der Trauer. Schließlich wurden auf kultureller und gesellschaftlicher Ebene wichtige Hindernisse für die Akzeptanz der PGD-Diagnose und der Stigmatisierung identifiziert.
Killikelly, C.; Ramp, M.; Maercker, A. (2021). Prolonged grief disorder in refugees from Syria: qualitative analysis of culturally relevant symptoms and implications for ICD-11, Mental Health, Religion & Culture, Vol. 24, Nr. 1, S. 62-79. DOI: 10.1080/13674676.2020.1825361
Bei Interesse am gesamten Artikel wenden Sie sich an Hildegard Willmann (h.willmann@trauerforschung.de) und nennen Sie Autor*innen, Jahr und den englischsprachigen Titel der Veröffentlichung.