Sara Jones, Sara Albuquerque, Patrícia M. Pascoal

Die Wechselwirkung zwischen sexueller Intimität und Trauer ist noch unerforscht, obwohl sie wertvolle Erkenntnisse darüber liefern könnte, wie die sexuelle Intimität von Hinterbliebenen durch Einzelpersonen, Paare und der Gesellschaft beeinflusst wird.

Diese Studie untersucht die Auswirkungen von Trauer auf die sexuelle Intimität, die Herausforderungen, mit denen Hinterbliebene konfrontiert sind, und die Rolle der sexuellen Intimität im Trauerprozess. Es wurden halbstrukturierte Interviews mit 10 klinischen Psychologen und Psychotherapeuten geführt, die im Bereich der Trauertherapie tätig sind. Außerdem beleuchtet die Studie auch, wie die Therapeuten das Thema sexuelle Intimität im Rahmen der Therapiesitzungen thematisieren.
Die Ergebnisse zeigen, dass Trauer häufig die sexuelle Intimität stört und die Fähigkeit der Betroffenen beeinträchtigt, sich emotional und körperlich auf ihre Partner einzulassen. Faktoren wie sekundäre Verluste, emotionale Verfügbarkeit, traumatische Erfahrungen und die Art des Verlusts tragen zu den Schwierigkeiten bei der Wiederaufnahme der sexuellen Intimität bei. Dennoch wurde auch die hilfreiche Rolle der sexuellen Intimität in der Trauer hervorgehoben. Die Therapeuten weisen auf die Bedeutung von Kommunikation, gegenseitiger Empathie und Verständnis bei der Bewältigung dieser Herausforderungen hin und plädieren für eine Therapie, die diese Themen miteinschließt und umfassend behandelt. Darüber hinaus wurden sowohl therapie- als auch klientenbezogene Faktoren identifiziert, die die Erforschung sexueller Intimität in der Trauertherapie behindern. Folgende Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen wurden benannt: Normalisierung von Gesprächen über sexuelle Intimität und Tod, Integration systemischer Ansätze in die Therapie, Weiterbildung von Trauertherapeuten in den Bereichen Sexualität und Sexualtherapie. Insgesamt unterstreicht diese Studie, wie wichtig es ist, die Wechselwirkung zwischen sexueller Intimität und Trauer zu untersuchen, um Trauernde effektiv unterstützen zu können. Die gewonnen Erkenntnisse zeigen Möglichkeiten zur Verbesserung klinischer Interventionen und zur Förderung des Bewusstseins für die komplexe Dynamik zwischen Trauer und Sexualität auf.

Jones, S.; Albuquerque, S.; Pascoal, P. M. (2024). Grief and Sexual Intimacy: Exploring Therapists’ Views of Bereaved Clients. International Journal of Sexual Health, Vol. 36, Nr. 3, S. 425-437. DOI: 10.1080/19317611.2024.2354815

Bei Interesse am gesamten Artikel wenden Sie sich an Hildegard Willmann (h.willmann@trauerforschung.de) und nennen Sie Autor*innen, Jahr und den englischsprachigen Titel der Veröffentlichung.

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 www.gute-trauer.de


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