Judith A. Seltzer, Esther M. Friedman

Fragestellung: Die alternden, hilfsbedürftigen Eltern zu sich nach Hause zu holen und mit ihnen zusammen zu leben, ist eine Möglichkeit, wie Kinder im mittleren Erwachsenenalter ihre Eltern unterstützen können. Diese Studie stellt die Frage, welche persönlichen Eigenschaften bei den Kindern und den verwitweten Müttern die Entscheidung für ein Zusammenleben wahrscheinlicher machen. Wohnten Mütter schon mit einem ihrer Kinder zusammen, wurde untersucht, welche individuellen Merkmale des Kindes im Zusammenhang mit dem Zusammenleben der Mütter standen.

Methoden: Für die Studie wurden die Daten von 2.324 Personen ausgewertet. Auch die Aussagen von Geschwistern flossen in die Analyse mit ein. Alle Personen gaben Auskunft über ihre Lebenssituation, die Geschwister und die Mutter, die im Durchschnitt 80 Jahre alt war.
Ergebnisse: In der Analyse (Logistische Regression) zeigte sich Folgendes: Mütter, die eine Tochter hatten, schon älter und bei schlechter Gesundheit waren, lebten häufiger bei einem Kind. Lebten Mütter bereits mit einem Kind zusammen, zeigte sich in einem anderen Analyseverfahren (Discrete-Choice-Model), dass die verwitweten Mütter häufiger mit einem unverheirateten Sohn als mit einer unverheirateten Tochter zusammen wohnten. Weiterhin lebten verheiratete Kinder seltener mit den verwitweten Müttern zusammen als unverheiratete Kinder. Allerdings lebten verheiratete Töchter häufiger mit der Mutter zusammen als verheiratete Söhne. Es gab keinen Zusammenhang zwischen einer früher erfolgten finanziellen Unterstützung seitens der Eltern und dem späteren Zusammenleben. Hingegen hatte die Enge der Beziehung zur Mutter Einfluss auf die Häufigkeit des Zusammenlebens.
Diskussion: Das Zusammenleben von Kindern und deren verwitweten Müttern ist eine Form der intergenerationalen Unterstützung, die in einer immer älter werdenden Gesellschaft von besonderer Bedeutung ist. Zusätzlich wäre es aber wichtig, noch mehr Daten über die persönlichen Eigenschaften aller Kinder zu erhalten, um Theorien über die Eltern-Kind-Beziehungen überprüfen zu können.

Seltzer, Judith A.; Friedman, Esther M. (2014): „Widowed mothers’ coresidence with adult children”, in: Journals of Gerontology, Series B: Psychological Sciences and Social Sciences, Vol. 69, Nr. 1, S. 63–74.

Bei Interesse finden Sie den gesamten englischsprachigen Artikel hier als PDF-Download.

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