Deborah Carr, Shane Sharp

Fragestellung: Wir untersuchten, ob der Glaube an ein Leben nach dem Tod (gibt es dieses und wenn ja, wie sieht das aus?) bei älteren Menschen, die vor kurzer Zeit den Partner verloren haben, Einfluss auf die psychische Verfassung hatte. Insbesondere der Einfluss auf Symptome wie Angst, Ärger, depressive Verstimmung, intrusive Gedanken und Sehnsucht wurde betrachtet.

Methoden: Bei dieser Studie wurden die Daten der CLOC-Studie (Changing Lives of Older Couples) mithilfe eines speziellen statistischen Verfahrens (Multivariate Regressionsanalyse) ausgewertet. Die CLOC-Studie ist eine groß angelegte Langzeitstudie zum Thema Partnerverlust im höheren Erwachsenenalter. Die Teilnehmer wurden bereits vor dem Verlust sowie 6 bzw. 18 Monate danach befragt. Bei allen Analysen wurde der Einfluss des Gesundheitszustands, soziodemografischer Merkmale und der Zufriedenheit mit der Ehe berücksichtigt.
Ergebnisse: Menschen, die düstere Vorstellungen von einem Leben nach dem Tod haben oder unsicher sind, ob es dieses überhaupt gibt, weisen stärkere Beeinträchtigungen in Zeiten der Trauer auf. Unsicherheit in Bezug auf die Frage, ob es ein Leben nach dem Tod gibt, führt zu einem verstärkten Auftreten von intrusiven Gedanken (ein Symptom, das auch bei einer postraumatischen Belastungsstörung auftreten kann). Verwitwete, die nicht an ein Wiedervereintsein mit den Verstorbenen nach dem Tod glauben, berichten von deutlich stärkeren depressiven Beschwerden, zeigen mehr Ärger und haben mehr intrusive Gedanken, sowohl sechs als auch 18 Monate nach dem Verlust.
Diskussion: Bestimmte Überzeugungen in Bezug auf ein Leben nach dem Tod können für die Bewältigung eines Verlustes für die Verwitweten in höherem Lebensalter nachteilig sein. Dies ist besonders dann der Fall, wenn sie unsicher sind, ob es ein Leben nach dem Tod wirklich gibt oder wenn sie sehr negative Ansichten darüber haben, was dieses Leben nach dem Tod mit sich bringt. Unsere Ergebnisse stimmen im weiteren Sinne mit neueren Arbeiten überein, die davon ausgehen, dass “fortgesetzte Bindungen (continuing bonds)” zum Verstorbenen für ältere Witwen und Witwer eine Anpassung an den Verlust auch erschweren können.

Carr, Deborah; Sharp, Shane (2013): “Do afterlife beliefs affect psychological adjustment to late-life spousal loss?”, in: Journals of Gerontology, Series B: Psychological Sciences and Social Sciences, Vol. 69, Nr. 1, S. 103–112.

Bei Interesse finden Sie den gesamten englischsprachigen Artikel hier als PDF-Download.

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