Isaac Sasson, Debra J. Umberson

Fragestellung: Ziel der Studie war es, die kurz- und langfristige Entwicklung depressiver Symptome nach dem Verlust des Partners abzubilden und zu untersuchen, ob sich diese Verläufe im Hinblick auf das Geschlecht und die Vorhersehbarkeit des Verlustes unterscheiden.

Methoden: Für diese Untersuchung wurden die Daten von acht verschiedenen Erhebungszeiträumen ausgewertet. Sie wurden aus der Health and Retirement Studie herausgefiltert. Dies ist eine Langzeitstudie, die über 14 Jahre lang lief und auch auf die obengenannte Fragestellung abgestimmt war. Mit Hilfe der Daten sollten die Unterschiede zwischen älteren Männern und Frauen im Hinblick auf ihre depressiven Symptome nach dem Verlust des Partners untersucht werden. Einblick in die kurzfristige Entwicklung erhielten die Wissenschaftler, indem sie über ein statistisches Verfahren (lineare Regression) schauten, wie sich die Werte der Center for Epidemiologic Studies Depression-Skala (CES-D) in Abhängigkeit zur Dauer der Verwitwung veränderten. Die langfristige Entwicklung wurde mittels eines anderen statistischen Verfahrens (Mehrebenenanalyse) abgebildet.
Ergebnisse: Wir konnten hinsichtlich der verlustbezogenen depressiven Symptome keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen finden, weder kurz- noch langfristig. War der Tod des Partners vorhersehbar, gingen sowohl bei den Männern wie auch bei den Frauen die depressiven Symptome im Zeitraum von 24 Monaten nach dem Verlust auf das Niveau zurück, welches vor den Verlust erhoben wurde. Vergleicht man die Gruppe der Verwitweten mit der Gruppe der Verheirateten, dann zeigt sich, dass langfristig Verheiratete gegenüber Verwitweten auch dann noch bessere Werte hinsichtlich ihrer depressiven Verstimmung aufweisen, wenn man zum Vergleich die Werte der Verwitweten vor dem Verlust heranzieht. Im Vergleich zu allen anderen Gruppen waren die älteren Personen, die schon früh ihren Partner verloren haben und lange verwitwet sind, die Personen, die am höchsten belastet waren.
Diskussion: Die Entwicklung der depressiven Symptomatik bei verwitweten Männern und Frauen unterscheidet sich nicht, wenn man von vergleichbaren Lebensumständen ausgeht. Frauen sind jedoch deutlich im Nachteil, weil sie häufiger vom Verlust des Partners betroffen sind und die Lebensumstände eine große Rolle dabei spielen, wie sie einen Verlust bewältigen.

Sasson, Isaac; Umberson, Debra J. (2014): “Widowhood and depression: new light on gender differences, selection, and psychological adjustment”, in: Journals of Gerontology, Series B: Psychological Sciences and Social Sciences, Vol. 69, Nr. 1, S. 135–145.

Bei Interesse finden Sie den gesamten englischsprachigen Artikel hier als PDF-Download.

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