Hintergrund: Wir wissen noch wenig darüber, wie sich die Symptome der anhaltenden Trauerstörung (Prolonged Grief Disorder, PGD) bei Erwachsenen im Laufe der Zeit entwickeln. Aus klinischer Sicht wäre es jedoch hilfreich, die Indikatoren zu kennen, die frühzeitig auf einen problematischen Trauerverlauf hinweisen.
Zielsetzung: Diese Studie hatte zum Ziel, verschiedene Profil-Gruppen für Trauernde mit der Symptomatik einer Anhaltenden Trauerstörung zu identifizieren. Zusätzlich sollte ein Screeningfragebogen entworfen werden, mit dessen Hilfe die Zugehörigkeit zu einer der Profil-Gruppen vorhersagbar ist.
Methoden: Wir haben bei 166 niederländischen Personen die PGD-Symptomatik zu zwei Zeitpunkten (im Durchschnitt 6 bzw. 18 Monate nach dem Verlust) abgefragt und unterzogen die Daten einer latenten Klassenanalyse, um Personen mit vergleichbaren Profilen in Gruppen einteilen zu können. Anschließend setzten wir die Grenzwertoptimierungsanalyse ein (Receiver Operating Characteristic, ROC), um festzustellen, welche Symptome beim ersten Messzeitpunkt am besten die Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit problematischem Trauerverlauf vorhersagen konnte.
Ergebnisse: Wir fanden vier verschiedene Gruppen: Personen mit durchgängig hohen PGD Werten (Gruppe 1, 6%), Personen mit durchgängig erhöhten PGD Werten (Gruppe 2, 35%), Personen mit einem geringfügigen Rückgang der erhöhten PGD Werte (Gruppe 3, 33%) und Personen mit durchgängig niedrigen PGD Werten (Gruppe 4, 26%). Die Zugehörigkeit zu Gruppe 1 oder 2 konnte am besten vorhergesagt werden, wenn Personen im Monat vor dem ersten Messzeitpunkt häufig die folgenden vier Beschwerden erlebten: ‘Vermissen, Sehnsucht nach dem Verstorbenen’, ‘fassungslos, betäubt’, ‘das Leben ist leer’ und ‘Bitterkeit’.
Schlussfolgerungen: Zwei Profil-Gruppen wiesen einen problematischen Trauerverlauf auf. Vier Symptome wiesen auf die Probleme hin und können in einem frühen Screening abgefragt werden.
Djelantik, A. A. A. Manik J.; Smid, Geert E.; Kleber, Rolf J.; Boelen, Paul A. (2017): “Early indicators of problematic grief trajectories following bereavement”, in: European Journal of Psychotraumatology, Vol. 8:sup6.
Bei Interesse finden Sie den gesamten englischsprachigen Artikel als PDF-Download unter www.trauerforschung.de oder unter http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/20008198.2018.1423825 und https://www.researchgate.net/profile/Manik_Djelantik