Kari Dyregrov, Lillian Bruland Selseng

Hintergrund: Obwohl die auf illegale Drogen zurückzuführende Sterblichkeit einen bedeutenden Anteil an der Gesamtzahl der Todesfälle weltweit ausmacht, ist wenig darüber bekannt, welche Folgen es für die Hinterbliebenen hat, wenn ein Angehöriger durch die Einnahme illegaler Drogen stirbt. Da Personen mit Substanzmissbrauchsstörung häufig stigmatisiert werden, besteht dringender Bedarf, mehr darüber zu erfahren, welche Form der Stigmatisierung deren Hinterbliebene erfahren.

Methode: Für diese Studie wurde ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt. Insgesamt nahmen 255 Personen (Eltern, Geschwister, Kinder, Partner, andere Familienmitglieder und enge Freunde) an der Studie teil. Sie alle hatten einen Menschen durch die Einnahme von Drogen verloren. Innerhalb einer größeren Studie wurden sie anhand von offenen und standardisierten Fragen zu den Gesprächen über den Verlust mit ihrem Umfeld befragt. Die Antworten wurden thematisch und deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sich der engere/erweiterte Verwandten- und Freundeskreis, Arbeitskollegen, Nachbarn, die Medien/sozialen Medien und Fachleute abfällig geäußert haben. Die Äußerungen lassen sich unter folgende Kategorien fassen: entmenschlichende Bezeichnungen, unausgesprochene und implizite Stigmatisierung, Schuldzuweisung an den Verstorbenen und dass der Tod die einzige sowie beste Lösung sei. Die Äußerungen hatten eine stark negative Wirkung auf die Hinterbliebenen, weil sie sich in einer Krise befanden und von Personen stammten, die den Teilnehmern nahestanden.
Schlussfolgerung: Hinterbliebene von Personen, die durch die Einnahme von Drogen starben, sind mit scharfen und stark abwertenden Äußerungen konfrontiert, die das bestehende gesellschaftliche Stigma gegenüber Drogenkonsumenten widerspiegeln. Das Verhalten trägt dazu bei, dass Hinterbliebenen nicht so unterstützt werden, wie es für sie wichtig wäre. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass diese Form der Stigmatisierung existiert, und sich zu fragen, warum es dazu kommt und was jeder Einzelne dazu beitragen kann, ein solches Verhalten und deren nachteilige Folgen zu verringern.

Dyregrov, K.; Bruland Selseng, L. (2021): „Nothing to mourn, He was just a drug addict” - stigma towards people bereaved by drug-related death”, in: Addiction Research & Theory, DOI: 10.1080/16066359.2021.1912327.

Sie finden den gesamten Artikel online unter: https://www.tandfonline.com/doi/epub/10.1080/16066359.2021.1912327?needAccess=true oder wenden Sie sich an heidi.mueller@trauerforschung.de

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