Katrin Gerber, Bianca Brijnath, Kayla Lock, Christina Bryant, Danny Hills, Larissa Hjorth
Hintergrund: Ältere Menschen sind häufiger von Todesfällen betroffen als jede andere Altersgruppe. Im Gesundheitswesen und in der Gesellschaft wird ihren Trauererfahrungen und ihrem Unterstützungsbedarf jedoch nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Durch den innovativen kunstbasierten Ansatz Forschungsergebnisse in Poesie zu überführen, wollte diese Studie die Trauergeschichten älterer Menschen und die Auswirkungen der Trauer auf ihre körperliche und geistige Gesundheit erfassen.
Methode: In dieser qualitativen Untersuchung wurden mit 18 trauernden älteren Erwachsenen halbstrukturierte Tiefeninterviews durchgeführt. Diese wurden inhaltsanalytisch ausgewertet und die Ergebnisse in Poesie überführt. Der Prozess folgte einem fünfstufigen Ansatz: Eintauchen, Schaffensphase, kritische Reflexion, ethische Überprüfung und Fertigstellung.
Ergebnisse: Die Forschungsgedichte veranschaulichen drei Themen der älteren, trauernden Erwachsenen: Das Gefühl, nicht vorbereitet gewesen zu sein auf den Verlust, die Häufung von Verlusten und die Auswirkungen des Verlustes. Die Hälfte der Teilnehmenden gab an, dass der Tod ihres Familienmitglieds erwartbar war. Dennoch fühlten sich viele unvorbereitet, obwohl sie im Laufe ihres Lebens bereits mehrere Trauerfälle erlebt hatten. Stattdessen wirkte sich vor allem die Zunahme von Verlusten im Alter immer stärker auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden aus. Während sich diese Auswirkungen auf die emotionale und psychische Gesundheit konzentrierten, berichteten viele auch über körperliche Auswirkungen wie das Auftreten einer neuen Erkrankung oder die Verschlimmerung einer bestehenden. In ihrer extremsten Form war die Trauer mit der Befürchtung verbunden, selbst bald zu sterben.
Schlussfolgerungen: Durch die Verwendung von Poesie möchte diese Studie auf fesselnde und eindringliche Art Einblicke in die einzigartigen Trauererfahrungen älterer Menschen geben. Verluste haben intensive und langanhaltende Auswirkungen auf diese Bevölkerungsgruppe. Damit ist klar, dass Trauer kein Verfallsdatum hat.
Gerber, K.; Brijnath, B.; Lock, K.; Bryant, C.; Hills, D.; Hjorth L. (2022). „Unprepared for the depth of my feelings - Capturing grief in older people through research poetry“, in: Age Ageing, Vol. 51, Nr. 3, S.1-7.
Sie finden den gesamten Artikel online unter: https://academic.oup.com/ageing/article/51/3/afac030/6547546?login=false oder wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de