Margaret Stroebe, Catrin Finkenauer, Leoniek Wijngaards-De Meij, Henk Schut, Jan van den Bout, Wolfgang Stroebe
Die Trauerforschung hat bisher den Schwerpunkt auf die individuelle Verarbeitung eines Verlustes gelegt und die Erforschung wechselseitig voneinander abhängiger Prozesse vernachlässigt. Trauer findet jedoch in einem sozialen Kontext statt und es kann davon ausgegangen werden, dass Lebenspartner den Trauerprozess des jeweils anderen beeinflussen. Wir untersuchten die Auswirkung eines dynamischen, zwischenmenschlichen Phänomens, der Partnerorientierten Selbstregulierung (POSR).
Damit ist gemeint, dass jemand nicht über den Verlust spricht und in Anwesenheit seines Partners Stärke zeigt, um diesen nicht zu belasten. Für die Studie wurden 219 Paare, die den Verlust ihres Kindes betrauerten, 6, 13 und 20 Monate nach dessen Tod befragt. In Übereinstimmung mit unseren Annahmen zeigten die Ergebnisse, dass die POSR eines Partners nicht nur mit der Zunahme der eigenen Trauer verbunden war, sondern auch zu einer Verstärkung der Trauer beim Partner führte. Diese Zusammenhänge blieben langfristig bestehen: Angaben über die eigene POSR aber auch über die des Partners erlaubten Vorhersagen zum weiteren Bewältigungsprozess des Verlustes. Die Ergebnisse decken einen Widerspruch auf: Partner versuchen sich mit Hilfe von POSR gegenseitig zu schützen, doch dieses Bemühen führt zum Gegenteil des gewünschten Ergebnisses. Diese Befunde unterstreichen, wie wichtig es ist, die zwischenmenschliche Dynamik bei der Bewältigung von Verlusten weiter zu erforschen.
Stroebe, Margaret; Finkenauer, Catrin; Wijngaards-De Meij, Leoniek; Schut, Henk; van den Bout, Jan; Stroebe, Wolfgang (2013): „Partner-oriented self-regulation among bereaved parents: The costs of holding in grief for the partners sake”, in: Psychological Science, Vol. 24, Nr. 4, S. 395-402.
Die komplette Arbeit ist zu finden:
Bei Interesse am gesamten englischsprachigen Artikel wenden Sie sich bitte an h.willmann@trauerforschung.de