Fiona Maccallum, Richard A. Bryant
Etwa 7%–10% aller Menschen, die einen Verlust erleiden, entwickeln eine Prolonged Grief Disorder (PGD). Damit einher gehen zahlreiche negative Beeinträchtigungen auf körperlicher und psychischer Ebene.
Aus diesem Grund fand die PGD in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit. Dennoch wissen wir auch heute wenig darüber, wie die Beeinträchtigungen bzw. die einzelnen Symptome der PGD miteinander interagieren. Die Netzwerkanalyse ist ein innovatives statistisches Verfahren, das dabei hilft zu verstehen, wie sich psychopathologische Symptome gegenseitig beeinflussen und verstärken. In dieser Studie erkunden wir die Zusammenhänge zwischen einzelnen PGD-Symptomen und den Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Anhand der Daten von 215 Hinterbliebenen haben wir ein Netzwerk bestehend aus einzelnen PGD-Symptomen und verschiedenen Aspekten der Lebensqualität entwickelt.
Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem das Erleben von Sinnlosigkeit und Rollenverunsicherung die psychische Lebensqualität beeinträchtigen, wohingegen erhöhtes Misstrauen die soziale Lebensqualität verringerte. Bitterkeit war verbunden mit einer Beeinträchtigung der umweltbezogenen Lebensqualität. Diese Ergebnisse stimmen überein mit Annahmen, die bei PGD insbesondere den Aspekten Identitäts- und Sinnverlust eine zentrale Bedeutung zuschreiben. Die Analyse soll dabei helfen, Schlussfolgerungen für die klinische Praxis zu ziehen, damit Betroffene die Unterstützung erhalten, die ihren gesundheitlichen Zustand verbessert.
Maccallum, Fiona; Bryant, Richard A. (2019): „A Network Approach to Understanding Quality of Life Impairments in Prolonged Grief Disorder“, in: Journal of Traumatic Stress, S. 1-10, https://doi.org/10.1002/jts.22383.
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