Dr. Pauline Boss
Dieser Beitrag enthält einen Überblick über drei Jahrzehnte Forschung, Theorieentwicklung und klinische Anwendung des Konzeptes “Ambiguous loss – uneindeutige Verluste”. Das Konzept „Ambiguous loss“ kann sich sowohl auf körperliche als auch psychologische Formen des Verlustes beziehen*. Im vorliegenden Artikel liegt der Schwerpunkt auf den Folgen des 11. Septembers 2001, als das World Trade Center nach einem Terroranschlag einstürzte.
Aufgrund ihrer bisherigen Arbeit wurde die Autorin damals gebeten, eine Intervention zu entwickeln, die den Familien von vermissten Opfern angeboten werden konnte. Die Autorin schildert, welche Erfahrungen sie aus dieser Erprobung der Intervention sammeln konnte und stellt anschließend neue Vorschläge und Hypothesen vor, welche die Forschung und Theorieentwicklung dazu inspirieren sollen, auch den Punkt kulturelle Vielfalt stärker zu berücksichtigen. Die Autorin schlägt vor, dass die Wissenschaftler den Fokus stärker darauf richten sollten, wie eine Familie sich insgesamt erlebt. Die Erfahrung eines nicht eindeutigen Verlustes ist nur ein Aspekt dieses familiären Erlebens. Sie ermutigt Forscher und Praktiker zur Zusammenarbeit in der Theorieentwicklung und kommt zu dem Ergebnis, dass die forschungsgestützte Theorie essentiell wichtig ist, um Interventionen zu begründen – nicht nur in unerwarteten Terrorsituationen, sondern auch im ganz normalen Alltagsleben.
* Gemeint sind hier Menschen, die z.B. verschwunden sind, sowie Menschen, die sich durch z.B. Demenz psychoorganisch stark verändert haben (Anmerkung der Redaktion).
Pauline Boss (2004): „Ambiguous Loss Research, Theory, and Practice: Reflections After 9/11”, in: Journal of Marriage and Family, Vol. 66, Nr. 3, S. 551-566.
Die komplette Arbeit ist zu finden:
Bei Interesse am gesamten englischsprachigen Artikel wenden Sie sich bitte an h.willmann@trauerforschung.de