Fiona Maccallum, George A. Bonanno

Menschen, die einen Verlust erlitten haben, können in der Folge an anhaltender Trauer (Prolonged Grief, PG) leiden. Studien haben gezeigt, dass der Schweregrad von PG mit kognitiven Defiziten bei der Zukunftsorientierung zusammenhängt, einschließlich der Abwertung zukünftiger Belohnungen.

So zeigt sich ein Zusammenhang zwischen negativem Vertrauen in die Zukunft und den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen von Betroffenen. Um das Verständnis der Mechanismen zu erweitern, die dem Diskontierungsverhalten bei PG zugrunde liegen, wurde in dieser Studie das Diskontierungsverhalten mit Hilfe eines Online-Experiments untersucht, bei dem die zukünftigen Konsequenzen zum Zeitpunkt der Entscheidung besonders betont wurden. 94 Trauernde nahmen an der Studie teil. Sie hatten die Wahl Angebote anzunehmen oder abzulehnen, die entweder einen unmittelbaren Gewinn und einen Verlust in der Zukunft oder einen unmittelbaren Verlust und einen Gewinn in der Zukunft beinhalteten. Ein geringeres Maß an sozialem Vertrauen und ein höherer Schweregrad von PG waren mit einer stärkeren Diskontierung zukünftiger Verluste verbunden. Soziales Vertrauen, nicht aber der Schweregrad von PG, war mit der Diskontierung zukünftiger Gewinne verbunden. Die Ergebnisse bestätigen und erweitern frühere Ergebnisse zu PG und deuten auf potenziell modifizierbare Faktoren zur Verringerung der Verzerrungen im Entscheidungsfindungsprozess hin, die zu einer anhaltenden Trauer beitragen können.

Maccallum, F.; Bonanno, G. A. (2022). „Social trust and the discounting of gains and losses in prolonged grief“, in: Journal of Psychiatric Research, Vol. 147, S. 148-153.

Bei Interesse am gesamten englischsprachigen Artikel wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de

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