Kirsten J. Moore, Sophie Crawley, Emily Fisher, Claudia Cooper, Victoria Vickerstaff, Elizabeth L. Sampson

Zielsetzung: Viele pflegende Angehörige von Menschen, die unter einer Demenzerkrankung leiden, trauern bereits vor dem Tod der erkrankten Person. Wir wollten herausfinden, welche Strategien für pflegende Angehörige hilfreich sind, um gut mit der Trauer vor dem Tod umgehen zu können. Wir gingen dabei von der Hypothese aus, dass emotions- und problemorientierte Bewältigungsmechanismen mit einem geringeren Maß an Belastung und dysfunktionale Bewältigungsstrategien mit einer höheren Trauerintensität verbunden sind.

Methoden: Wir führten eine Beobachtungsstudie durch. Es kamen gemischte Methoden zur Anwendung. Es wurden strukturierte und halbstrukturierte Interviews mit 150 pflegenden Angehörigen geführt. Die erkrankten Personen lebten zu Hause oder in einem Pflegeheim. Die Mehrheit der Teilnehmenden war weiblich (77 %). Viele pflegten einen Elternteil (48 %) oder einen Partner/Ehepartner (47 %) mit leichter (25 %), mittlerer (43 %) oder schwerer (32 %) Demenz. Zusätzlich zu den Interviews füllten die Teilnehmenden zwei Fragebögen aus: Marwit-Meuser Caregiver Grief Inventory Short Form und Brief Coping Orientation to Problems Experienced (Brief-COPE). Wir baten die pflegenden Angehörigen zudem, uns Strategien zur Trauerbewältigung zu benennen. Wir werteten unsere Notizen zu den 150 Interviewpartnern aus. Zusätzlich werteten wir die Interviews mit 16 Teilnehmenden aus, die wir durchgeführt und per Audiogerät aufgezeichnet haben.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse deutet darauf hin, dass emotionsorientierte Bewältigungsstrategien mit geringerer Trauer (R = -0,341) und dysfunktionale Bewältigungsstrategien mit höherer Trauer (R = 0,435) assoziiert waren. Dieser Zusammenhang war schwach in Bezug auf problemorientierte Strategien (R = -0,109), so dass unsere Hypothese nur teilweise bestätigt wurde. Die von uns erfassten qualitativen Themen stimmen weitgehend mit den drei Brief-COPE-Stilen überein. Die Strategien Verleugnung und Vermeidung können als dysfunktionale Bewältigungsstrategien angesehen werden. Psychologische Strategien (einschließlich Akzeptanz und Humor) und die Suche nach Unterstützung gelten als emotionsorientierte Strategien, aber wir konnten kein Thema in Bezug auf problemorientierte Strategien identifizieren.
Schlussfolgerung: Die meisten pflegenden Angehörigen benannten mehrere Strategien der Trauerbewältigung. Pflegende Angehörige konnten ohne Weiteres Unterstützungsangebote und Dienstleistungen benennen, die sie für die Bewältigung ihrer Trauer als hilfreich erachteten. Doch scheinen die derzeitigen Angebote den wachsenden Bedarf nicht ausreichend decken zu können.

Moore, K.J.; Crawley, S.; Fisher, E.; Cooper, C.; Vickerstaff, V.; Sampson, E.L. (2023). Exploring how family carers of a person with dementia manage pre-death grief: A mixed methods study. International Journal of Geriatric Psychiatry, Vol. 38, Nr. 3, S: e5867. doi: 10.1002/gps.5867.

Den Artikel finden Sie online unter https://discovery.ucl.ac.uk/id/eprint/10163331/1/Dela-main_%20Exploring%20how%20family%20carers%20of%20a%20person%20with%20demen-tia%20manage%20pre%E2%80%90death%20grief%20%20A.pdf oder wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de und nennen Sie Autor*innen, Jahr und den englischsprachigen Titel der Veröffentlichung.

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