Dr. Kevin Ann Oltjenbruns

Der Entwicklungsstand eines Kindes bestimmt, welches Verständnis (oder noch nicht vorhandene Verständnis) ein Kind vom Konzept Tod und den damit zusammenhängenden Trauerreaktionen hat. Er bestimmt weiterhin, welche Bewältigungsstrategien vorhanden sind. Dieses Buchkapitel zeigt, wie der Entwicklungsstand die kindlichen Reaktionen auf einen Verlust beeinflusst. Besonderes Hauptaugenmerk wird in diesem Zusammenhang auf die Verfügbarkeit bestimmter Fähigkeiten, die Notwendigkeit, spezifische Entwicklungsaufgaben bewältigen zu müssen und die Festlegung, welches die primären psychosozialen Bedürfnisse sind, gelegt. Diese entwicklungspsychologische Sichtweise soll  Fachkräften als Gerüst dienen, welches ihnen hilft, ein tiefergehendes Verständnis von kindlichen Trauerprozessen zu gewinnen.

Wenn trauernde Kinder älter werden und sich weiter entwickeln, ändern sich mit der Zeit die (Sinn-)Zusammenhänge, in denen sie einen früheren Verlust eingeordnet haben und innerhalb derer sie mit den Auswirkungen umgegangen sind. Mit ihren reifenden Fähigkeiten und den wechselnden Entwicklungsaufgaben wird es häufig vorkommen, dass Menschen, die in ihrer Kindheit einen bedeutsamen Verlust erlitten haben, diesen zu einem späteren Zeitpunkt erneut und dann von einem anderen, reiferen Standpunkt aus betrauern.

Die Autorin des Buchkapitels legt zunächst dar, dass es wichtig ist, die entwicklungspsychologischen Besonderheiten bei Kindern im Zusammenhang mit dem Trauerprozess und dem Phänomen der wiederkehrenden Trauer zu betrachten. Anschließend geht sie kurz auf bisherige Forschungsarbeiten zum Thema Trauer im Kindesalter ein. Die meisten Arbeiten haben entwicklungspsychologische Aspekte nicht gezielt berücksichtigt, was nach Meinung der Autorin teilweise zu wenig aussagekräftigen und widersprüchlichen Ergebnissen geführt hat. 

Abschließend macht sie noch einige Vorschläge, wie die Forschung zukünftig die Erkenntnisse, über kindliche Entwicklung und Trauer, die als gesichert gelten, besser integrieren kann und damit sowohl Forschung als auch Praxis voranbringen würde.

Oltjenbruns, Kevin Ann (2001): „Developmental Context of Childhood: Grief and Regrief Phenomena”, in: Margaret S. Stroebe et al.: Handbook of Bereavement Research. Consequences, Coping, and Care, S. 169-197.

Die komplette Arbeit ist zu finden:
Bei Interesse am gesamten englischsprachigen Artikel wenden Sie sich bitte an h.willmann@trauerforschung.de

Linktipp:
Trauer in Zeiten
von COVID-19

 www.gute-trauer.de


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