Peter Conrad, Caitlin Slodden 

Von einer Medikalisierung spricht man, wenn Zustände und Probleme, die aus medizinischer Sicht früher als nicht behandlungsbedürftig angesehen wurden, auf einmal als medizinische Probleme (Krankheit) eingestuft werden.

In diesem Kapitel werden drei aktuelle Beispiele vorgestellt, in deren Zusammenhang eine solche Entwicklung zu beobachten ist. Im ersten Beispiel geht es nicht nur um das Aufkommen der Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern, sondern vor allem um die Ausweitung der Diagnose auf Erwachsene. Als nächstes wird betrachtet, wie soziale Ängste und Schüchternheit in der Diagnose „soziale Angststörung“ mündeten. Diese Entwicklung wurde von einem Pharmaunternehmen nicht nur gefördert, sie empfahl auch gleich Paxil als das passende Medikament zur Behandlung dieser Störung. Abschließend widmen wir uns der umstrittenen Idee, die Trauerausschlussklausel für Depressionen in dem neuen Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, V (DSM-V) zu entfernen. Mit der Streichung dieser Klausel würden normale Verlustreaktionen zum Gegenstand psychiatrischer Diagnosen und Behandlungen.

Conrad, Peter; Slodden, Caitlin (2013): “The Medicalization of Mental Disorder”, in:  Aneshensel, Carol S.; Phelan, Jo C.; Bierman, Alex (Eds.), Handbook of the Sociology of Mental Health, S. 61-73, Dordrecht: Springer.

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