Heidi Müller, Christian Zwingmann, Steven Krämer, Holger Hauch, Ulf Sibelius, Anna Pedrosa Carrasco, Daniel Berthold

Hintergrund: In Deutschland sind zahlreiche Gesundheitsdienstleistende im Bereich der Trauerversorgung tätig. Eine versorgungsepidemiologische Untersuchung dieses Arbeitsfeldes steht bislang aus.

Methode: In der Ersterhebung der insgesamt dreiphasig angelegten Trendstudie wird untersucht, wie sich die trauerspezifische Gesundheitsversorgung in Deutschland in den Jahren 2009/2010, also zum Zeitpunkt vor Einführung der ICD-11-Diagnose Prolonged Grief Disorder, darstellt. Hierzu wurden Trauerversorgende auf unterschiedlichen Organisationsebenen identifiziert und per Online-Erhebung anonym befragt.
Ergebnisse: Es wurden 410 Fragebögen deskriptiv ausgewertet. Häufigster Anlass, trauerspezifische Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen, war der Verlust der Lebenspartnerin bzw. des Lebenspartners. In über der Hälfte aller Verlustfälle wurden Menschen begleitet oder beraten, die einen Verlust beklagen, dem eine Krankheit mit Leidenszeit vorausging. Mehr als die Hälfte der Trauerversorgenden folgen keinem Interventionskonzept.
Diskussion: Hinsichtlich der Versorgung Trauernder besteht Entwicklungsbedarf. Dies lässt sich insbesondere an den Aspekten Qualifikation und Professionalisierungsgrad, Bezeichnung der Tätigkeit sowie Diagnostik und Intervention festmachen.
Schlussfolgerung: Die Gesamtschau der Wiederholungsbefragung kann es ermöglichen, Strategien für eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung der Versorgung Trauernder abzuleiten. Ob die Einführung der Prolonged Grief Disorder zu Veränderungen der Versorgungssituation führte, werden die derzeit noch laufenden Analysen für die zweite Erhebungsphase zeigen.

Müller, H.; Zwingmann, C.; Krämer, S.; Hauch, H.; Sibelius, U.; Carrasco, A.P.; Berthold, D. (2022). „Bevor die Diagnose kam … Eine Retrospektive der Trauerversorgung in Deutschland, in: Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen“, DOI: 10.1016/j.zefq.2021.12.006. Epub ahead of print.

Bei Interesse am gesamten englischsprachigen Artikel wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de 

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Trauer in Zeiten
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