Heidi Müller, Ulf Sibelius, Markus Stingl, Daniel Berthold

Fragestellung: Wie lange benötigen Hinterbliebene, um einen Verlust zu bewältigen? Frühe Erkenntnisse gehen von Wochen aus. Spätere Untersuchungen sprechen von Jahren. Dennoch scheint sich die Schonfrist für Betroffene in der modernen Welt trotz objektiv konstanter Zeit, vielfacher Zeitgewinne und Einsparungen stetig zu verkürzen.

Methode: Ein Erklärungsmuster für dieses paradoxe Missverhältnis bietet der von Hartmut Rosa beschriebene Prozess der Beschleunigung an. Aus einer zeitanalytischen Perspektive wird deutlich, dass Verlustbewältigung konträr zur Dynamisierung der Gesellschaft läuft.
Ergebnisse: Trauer als bio-psychologischer Prozess ist als solcher nicht beschleunigbar. Statt therapieimmanenter Lösungen bedarf es Veränderungen, die sich auf gesellschaftlicher Ebene abbilden.
Diskussion: Die Ansätze ‚grief literacy‘ und ‚compassionate communities‘ können dabei helfen, die Versorgung Trauernder zu einem gesamtgesellschaftlichen Thema werden zu lassen.

Müller, H.; Sibelius, U.; Stingl, M.; Berthold, D. (2022). „Trauer in der beschleunigten Gesellschaft. Eine zeitanalytische Perspektive“, in: Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Vol. 68, S. 87-96.

Bei Interesse am gesamten Artikel wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de

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