Kara Thieleman, Joanne Cacciatore, Shanéa Thomas

Aktuell wird in den Vereinigten Staaten eine Studie durchgeführt, bei der der Opioid-Antagonist Naltrexon zur Behandlung von anhaltender Trauer eingesetzt wird. Dabei wird anhaltende Trauer als Suchterkrankung konzeptualisiert.

Das erklärte Ziel der Forschenden ist es, mit Hilfe des Medikaments die Fähigkeit der trauernden Person zu blockieren, soziale Bindungen einzugehen. Damit soll das Verlangen nach der verstorbenen Person unterdrückt werden. Wir halten diesen Ansatz aus zahlreichen Gründen für verfehlt. Er wertet die Bedeutung der Beziehung zwischen den Hinterbliebenen und der verstorbenen Bezugsperson ab und isoliert die Trauernden noch mehr von den sozialen Netzwerken, die ihnen die Anpassung an den Verlust erleichtern könnten. Zudem könnte sich dieser Ansatz vor allem negativ auf marginalisierte Gruppen auswirken, die zur Unterstützung in der Regel stärker auf informelle Netzwerke angewiesen sind. Wir argumentieren, dass soziale Verbundenheit ein wesentlicher Faktor für die Anpassung an einen Verlust ist und dass die Geringschätzung und Beeinträchtigung dieser Fähigkeit weitreichende negative Auswirkungen auf Trauernde haben könnte.

Thieleman, K.; Cacciatore, J.; Thomas, S. (2022). Impairing Social Connectedness: The Dangers of Treating Grief With Naltrexone, in: Journal of Humanistic Psychology, S. 1-9. doi:10.1177/00221678221093822

Bei Interesse am gesamten Artikel wenden Sie sich an h.willmann@trauerforschung.de

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