Heidi Müller, Christian Zwingmann, Bernd Hanewald, Holger Hauch, Ulf Sibelius, Daniel Berthold
Hintergrund: In Deutschland sind zahlreiche Gesundheitsdienstleistende im Bereich der Trauerversorgung tätig. Eine versorgungsepidemiologische Untersuchung des Feldes nach Verabschiedung der ICD-11-Diagnose „Prolonged Grief Disorder“ (PGD) steht aus.
Methode: Die Zweiterhebung der Trendstudie, die insgesamt über drei Messzeitpunkte mit jeweils einer Dekade Abstand angelegt ist, untersucht explorativ, ob und inwiefern sich das Tätigkeitsfeld nach Einführung der trauerspezifischen Diagnose PGD weiter profiliert hat. Hierzu wurden Trauerversorgende auf unterschiedlichen Organisationsebenen per Online-Erhebung anonym befragt. Die Erhebung erfolgte von Oktober 2020 bis Januar 2021.
Ergebnisse: Es wurden 456 Fragebögen deskriptiv ausgewertet; 80,5% der Teilnehmenden verfügen über eine trauerspezifische Zusatzqualifikation, 59,4% führen ihre Arbeit auf der Grundlage eines trauerspezifischen Konzepts durch. Wenige Befragte haben an einer PGD-bezüglichen Schulung teilgenommen. Angesichts der PGD-Diagnose wird eine zunehmende Einordnung des Themas „Trauer“ in den medizinisch-psychologisch-therapeutischen Bereich befürchtet. Erwartet wird auch eine Zunahme der trauerspezifischen Forschung sowie der Anzahl und Qualität von Weiterbildungen.
Diskussion: Es lassen sich einige positive Trends hinsichtlich der deutschen Trauerversorgung erkennen. Allerdings besteht in den Bereichen „Bezeichnung der Tätigkeit“, „Diagnostik“ und „Intervention“ weiterhin Entwicklungs- sowie in Bezug auf die Diagnose PGD Weiterbildungsbedarf.
Schlussfolgerung: Nach Einführung der PGD stellt sich die Trauerversorgung in Deutschland leicht anders dar. Die Diagnose wird skeptisch gesehen.
Müller, H.; Zwingmann, C.; Hanewald, B.; Hauch, H.; Sibelius, U.; Berthold, D. (im Druck). Als die Diagnose kam … Wo steht die deutsche Trauerversorgung im Jahr 2020/2021? Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen.
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