M. Johannsen, M. F. Damholdt, R. Zachariae, M. Lundorff, I. Farver-Vestergaard, M. O'Connor

Hintergrund: Diese Meta-Analyse wertete Studien aus, die zur Ermittlung der Effektivität von Trauerinterventionen bei Erwachsenen durchgeführt wurden. Dabei wurde auf Besonderheiten geachtet, die die Studienergebnisse beeinflusst haben könnten.

Methoden: Zwei Wissenschaftler führten unabhängig voneinander eine systematische Literatursuche in verschiedenen elektronischen Datenbanken durch. Im Anschluss sichteten sie die Literatur, filterten die passenden Artikel heraus und werteten sie hinsichtlich ihrer methodischen Qualität aus.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 31 randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) in die Meta-Analyse einbezogen. Es zeigte sich, dass sowohl direkt nach der Intervention (Hedges's g = 0.41, p > .001, K = 31) als auch bei einer späteren Befragung (g = 0.45, p > .001, K = 18) statistisch signifikante Effekte bezüglich der Trauersymptomatik auftraten. Obwohl sich diese stabil zeigten, war der Effekt gleich nach der Intervention geringer, wenn man den Publikationsbias mitberücksichtigte (g = 0.31). Im Vergleich zu den restlichen Studien, lagen höhere Effektstärken bei den Studien vor, die (1) die Interventionen einzeltherapeutisch durchführten (Beta = 0.49, p < .001), (2) die Trauerinventare ICG-(R)/PG-13 verwendeten (Beta = 0.46, p < .001), (3) Teilnehmer in ihre Studie einschlossen, deren Verlust sechs Monate oder länger zurück lag (Beta = 0.58, p < .001), (4) Teilnehmer in ihre Studie einschlossen, die eine hohe Symptomlast aufwiesen (Beta = 0.40, p = .002) und (5) qualitativ besser angelegt waren (Beta = 0.06, p = .013).
Einschränkungen: Die untersuchten Studien waren hinsichtlich ihrer Methodik sehr heterogen und auch ihre methodische Qualität variierte sehr stark. Zudem gab es Hinweise auf einen Publikationsbias.
Schlussfolgerungen: Nach der Aufnahme der Diagnose “Prolonged Grief Disorder” in die ICD-11, sind die Resultate der Meta-Analyse von klinischer Relevanz. So scheinen psychotherapeutische Interventionen die Trauersymptomatik bei Erwachsenen mindern zu können, wobei verschiedene Merkmale das Ergebnis beeinflussten. Dennoch besteht aufgrund von einigen Einschränkungen kein Anspruch auf allgemeine Gültigkeit des Ergebnisses.  

Johannsen, M.; Damholdt, M. F.; Zachariae, R.; Lundorff, M.; Farver-Vestergaard, I.; O'Connor, M. (2019): “Psychological interventions for grief in adults: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials”, in: Journal of Affective Disorders, Vol. 253, S. 69-86.

Bei Interesse am gesamten Artikel wenden Sie sich bitte an h.willmann@trauerforschung.de.

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