Christina Hanauer, Berit Telaar, Rita Rosner, Bettina Doering
Hintergrund: Die vorliegende Meta-Analyse untersucht die Wirksamkeit psychosozialer Interventionen bei trauernden Kindern und Jugendlichen.
Methode: Wir führten eine systematische Suche in den Datenbanken PsycINFO, PsycARTICLES, PubMed, MEDLINE, PSYNDEX, Web of Science, CINAHL und ERIC durch. In der Meta-Analyse wurde basierend auf dem Zufallseffektmodell die Wirkung von Interventionen auf die Symptome von Trauer, posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Depression untersucht. Dabei wurden sowohl kontrollierte als auch unkontrollierte Studien miteinbezogen.
Ergebnisse: 39 Studien erfüllten die Einschlusskriterien (n = 5.578). Nach der Behandlung zeigten die präventiven Interventionen eine signifikante Wirkung auf die Trauer (unkontrollierte Studien: g = 0,29, 95%CI [0,09;0,48]; kontrollierte Studien: g = 0,18, 95%CI [0,03;0,32]). Für die Symptome von PTBS und Depression ergaben nur unkontrollierte Präventionsstudien signifikante Effekte (PTBS: g = 0,24, 95%CI [0,11;0,36]; Depression: g = 0,28, 95%CI [0,10;0,45]). Interventionen, die sich an Jugendliche mit erhöhtem trauerbezogenen Stress richten, zeigten in unkontrollierten Studien eine signifikante Wirkung auf Trauer (g = 1,25, 95%CI [0,94;1,57]), PTBS (g = 1,33, 95%CI [0,85;1,82]) und Depression (g = 0,61, 95%CI [0,45;0,77]). Eine kontrollierte Effektgröße konnte nur für PTBS-Symptome (g = 0,71, 95%CI [0,15;1,27]) berechnet werden.
Beschränkungen: Die Interventionen waren sehr unterschiedlich, es zeigte sich eine große Heterogenität. Es konnte nur eine geringe Anzahl von Studien von begrenzter Qualität ausgewertet werden.
Schlussfolgerungen: Psychosoziale Interventionen können die Trauersymptome bei trauernden Jugendlichen lindern, insbesondere wenn sie sich an Jugendliche mit erhöhtem Leidensdruck richten. Die in unkontrollierten Studien beobachteten Effekte sind jedoch deutlich geringer, wenn der natürliche Verlauf der Trauer berücksichtigt wird. Bedingt durch die anhaltenden Krisen steigt weltweit die Anzahl an Kindern, die trauern. Gemessen daran ist die Forschung zum Thema Interventionen erstaunlich spärlich.
Hanauer, C.; Telaar, B.; Rosner, R.; Doering, B. K. (2024). The efficacy of psychosocial interventions for grief symptoms in bereaved children and adolescents: A systematic review and meta-analysis. Journal of Affective Disorders, Vol. 350, S. 164-173. DOI: 10.1016/j.jad.2024.01.063. Epub ahead of print.
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